Wer ist der Vorfahre des Hundes? Der Wolf! Aber auch der Goldschakal könnte als Vorfahre in Betracht gezogen werden. Nach neuesten Funden lässt sich die Selektion vom Wolf zu unseren heutigen Kumpantieren bis zu 40.000 Jahre zurückverfolgen. Wir wählten gezielt jene Eigenschaften des Wolfes aus, die für uns wichtig waren: menschenbezogen, kooperativ, sozialverträglich mit Artgenossen usw.
Der Jäger – also der Wolf – spürte das zu erlegende Tier auf, während der Mensch es einsammelte und nach Hause brachte, wo auch der Wolf seine Belohnung erhielt. Diese Zweckgemeinschaft zwischen Jäger und Sammler war essenziell für beide.
Ein Wolfsverband (Rudel) besteht aus einem Elternpaar (Leittiere) sowie deren Würfen aus dem Vorjahr und dem aktuellen Wurf. Männliche Wölfe bleiben oft länger im Verband als weibliche, denn nur die Leittiere (Mütter) dürfen dort Nachwuchs bekommen. Es ist individuell zu betrachten, wie weit sich jedes Mitglied entwickelt und wann die Zeit für die Nachkommen gekommen ist, um eine eigene Familie zu gründen bzw. wie stark der Trieb des jeweiligen Tieres ist. Sie wandern ab und versuchen, ein eigenes Rudel zu gründen.
Ein Verband kann je nach Größe ein Revier von bis zu 250 Quadratkilometern bewirtschaften. Ein Wolfsrudel ist ein Familienverband, hat jedoch auch ein sogenanntes Omega-Tier, das als Frustventil für die anderen Wölfe dient. Dieses Omega-Tier frisst als Letztes und wird oft von Familienmitgliedern angegriffen, jedoch niemals verletzt, sondern nur untergeordnet und quasi als „Punching-Ball“ genutzt. Dieses Tier ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Rudels!
In vielen Dokumentationen wird über das Omega-Tier und seine wichtige Rolle im Rudel berichtet. Also bitte die menschliche Emotion zurückstecken in Bezug auf Hunde. Der Omega-Wolf wird als geachtetes Familienmitglied gesehen und ist sehr wichtig. Er ist meist das Individuum, das am ängstlichsten und unsichersten agiert, und kann auch der eigene Bruder eines Wurfs sein.
Jamie Dutcher leitete ein Wolfsprojekt in den Sawtooth Mountains in den USA. Sie forschte an der Familienstruktur und bewies damit, wie zärtlich, liebevoll, fürsorglich und verspielt das Rudel mit jedem einzelnen Familienmitglied umgeht. Elli H. Radinger war maßgeblich an der Erforschung der Wiederansiedlung der Wölfe im Yellowstone-Nationalpark beteiligt. In ihren vielen Büchern beschreibt sie, wie wertvoll Wölfe für das Ökosystem sind, und schildert, wie der Nationalpark durch ihre Ankunft wieder erblühte. Sie beschreibt auch tragische Momente, in denen sie selbst oftmals an ihre Grenzen kam und den natürlichen Lauf des Yellowstone-Nationalparks akzeptieren musste.
Ich kann Ihnen nur mitgeben: Der Wolf ist ein Wunder des Waldes und sollte stets geschützt werden. Er reguliert sich selbst anhand der Nahrungskapazität, die ihm die Natur vorgibt – eine menschliche Regulierung ist nicht erforderlich.
Oben: Die erste Wolfsfamilie in Österreich, sie leben auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig.
Unten: Ein Wolfsverband beim bindungsstärkenden Heulen.
Unten: ein Goldschakal, drohend